Dieselgate: der Diesel ist schuld
Kritische Gedanken zur Dieselwende
04.08.2017 — 12.08.2017, 15:01 Uhr — Brain
Dieselgate, Fahrverbote, Dieselprämien, Dieselgipfel, Dieselstop, Dieselwende, Verbrennerabschaffung bis 2030 – der Aktionismus erinnert an die Hals über Kopf eingeführte Energiewende nach der Fukushima-Katastrophe. Denn sobald man in Ruhe die Problematik betrachtet, stellen sich schnell Zweifel an den publikumswirksamen Absichten ein.
Ich möchte nur vier Gedanken aufgreifen, die zum Nachdenken und Diskutieren anregen sollen.
Die so genannte Schummelsoftware und generell das strukturell stümperhafte, kundenverachtende Vorgehen der betroffenen Autoindustrie sind anderes Thema.
1. Stickoxid-Grenzwerte
Wieso sind etwa die Straßen-Stickoxid-Grenzwerte von 0,04 mg/m3 kein Diskussionsthema?
Erstens gelten diese europaweit. Was machen also Alfa Romeo, Dacia, Fiat, Lancia, PSA Peugeot Citroën, Renault, Saab, Jaguar, Land Rover, Maserati oder Volvo anders oder besser als die gerühmte deutsche Leitindustrie?
Zweitens sind laut Bundesgesundheitsblatt beispielsweise am Arbeitsplatz (Maximale Arbeitsplatz-Konzentration, MAK) sogar 0,95 mg/m3 erlaubt. Meist steht man ja 8 Stunden am Straßenrand geht nur kurz durch den Arbeitsplatz. Da ist eine fast 24fach höhere Belastung sicherlich plausibel. Was macht eigentlich die Druckerindustrie? Filter? Schummelsoftware?
Egal, der Diesel ist schuld.
2. Diesel ganzheitlich betrachtet
Wieso sind beim Diesel dessen im Vergleich zum Benziner meist bessere CO2-Werte kein Thema mehr? Jahrelang war der CO2-Flottenverbrauch der Automobilhersteller das Problem, wobei Diesel- und Elektroautos diese Bilanz aufbessern.
Thomas Koch, Leiter des Instituts für Kolbenmaschinen (okay) am KIT (Karlsruher Institut für Technologie) moniert, dass man auch berücksichtigen müsse, dass ein Diesel in der Regel ja auch weniger Kraftstoff verbrauche. Berücksichtigt man dies, läge im Vergleich zum Benziner ein Klimavorteil von etwa 15% vor. Sicherlich nur eine Meinung unter vielen.
Egal, der Diesel ist schuld.
Der Diesel muss weg. Bis gestern war er noch super. Jetzt nicht mehr.
3. Die Rettung: Elektro-Autos
Nicht erst der Hype um Tesla führt dann unweigerlich immer zur Zukunft E-Mobilität.
Wieso unterschlägt man dann vielfach, dass deren Batterien produziert, deren Strom gewonnen, gespeichert und transportiert werden muss?
Laut einer neuen Studie, die das schwedische Umweltministerium in Auftrag gab, entstehen allein bei der Produktion einer 100 kWh Batterie so viel CO2, dass man mit einem gewöhnlichen Verbrennerauto in etwa 8 Jahre fahren könnte.
Egal, der Diesel ist schuld.
E-Autos haben bereits jetzt auf der Hand liegende Vorteile, welche der etablierten deutschen Autoindustrie inkl. Zulieferkosmos nicht gefallen. So oder so wird auch hier nicht umfänglich diskutiert und ganzheitliche Betrachtungen oder Rechner gibt es (noch?) nicht. Der Diesel muss weg.
4. Und überhaupt
Würde man den Klimaschutz ernst nehmen, würde man sich ansehen, wer den größten Schaden für das Klima anrichtet und dort ansetzen. Laut NABU (Naturschutzbund Deutschland) stoßen beispielsweise nur die 15 größten Schiffe der Welt pro Jahr so viele Schadstoffe aus wie 750 Millionen Autos, vgl. FAZ.
Aber das interessiert wieder keinen. Es mag ja schwierig sein, ein auf Malta registriertes Schiff dazu zu bringen, Abgasreinigung oder ein Schwerölverbot umzusetzen. Aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Selbst wenn dieser nur deutsche Häfen und Werbeaussagen beträfe, warum passiert hier nichts?
Spielt aber keine Rolle. Kohlekraftwerke? Der Diesel muss weg. Die Dieselwende kommt.
Dieselwende, Energiewende
Übrigens brachte die Hals über Kopf publikumswirksam inszenierte Energiewende seit 9 Jahren keine gesunkenen CO2-Emissionen Deutschlands. Denn der Ökostrom verdrängt eben nicht die unsaubere Energiegewinnung. Hans-Werner Sinn bringt das auf den Punkt: „Energiewende ins nichts.“ Dafür zahlen Stromkunden dann über die EEG-Umlage derzeit geschätzte 25 Milliarden Euro pro Jahr. Was das für Deinen Kopf rechnerisch ausmacht, willst Du gar nicht wissen – auch wenn Du keinen Diesel fährst.
Klasse Wirtschafts- und Klimapolitik – fundiert und weitsichtig.